Die Zukunft der Sozialen Netzwerke: Facebook schafft Räume

Die Zukunft der Sozialen Netzwerke: Facebook schafft Räume

Die Zukunft der Sozialen Netzwerke: Facebook schafft Räume 1920 1280 Caspar Spinnen

“The future is private”. Immer wieder fällt dieser Satz auf der zweitägigen F8 Konferenz am 30. April und 1. Mai im McEnery Convention Center in San José, Kalifornien. Ursprünglich ein 8 stündiger Hackathon, ins Leben gerufen von Zuckerberg und der Facebook Unternehmensgruppe, ist das inzwischen jährlich stattfindende Event zur Plattform für Ankündigungen rund um das soziale Netzwerk Facebook und seiner Geschwister Instagram und WhatsApp geworden.

Die diesjährigen Neuerungen orientieren sich an dem Leitsatz “The future is private”: In der Zukunft, so Zuckerberg, würden soziale Netzwerke, zu digitalen Spiegelbildern menschlicher Alltagsrealität werden. Das Facebook von Morgen könnte man sich am Besten als ein Nebeneinander unterschiedlicher öffentlicher und privater Räume vorstellen. Privatisierung bedeutet in erster Linie auch Datensicherheit, deshalb arbeitet man verstärkt an der Verschlüsselung von End-to-End Kommunikation und will das Volumen von Datenspeicherung drastisch reduzieren.

Facebook

Aber wie hat man sich Räume in der digitalen Welt überhaupt vorzustellen? Schließlich kann man im Internet keine Wände bauen oder Zäune aufstellen. Das stimmt zwar, aber gleichzeitig ist es in Facebook schon möglich auf gewisse Art und Weise ein “Drinnen” von einem “Draußen” zu unterscheiden. Und zwar durch Gruppen. Genau die nämlich rückt das neueste Update des Facebook Klienten, das den klangvollen Namen FB5 trägt, ins Rampenlicht.

Direkt auf der Startseite wird es jetzt eine kompakte Übersicht über die Gruppen geben, bei denen man bereits Mitglied ist, sowie nutzerspezifische Vorschläge dazu, wo man noch beitreten könnte.

Zusätzlich werden neue Gruppenformate mit zusätzlichen Features eingeführt: Job Groups ermöglichen online Bewerbungsverfahren via Facebook, Buy & Sell Groups enthalten Features zur digitalen Zahlungsabwicklung und dann gibt es da auch noch Health Groups, Gaming Groups und Local Event Groups.

Auch wer auf der Suche nach neuen Freunden und Bekanntschaften ist wird bei der Kernsanierung des sozialen Netzwerkes nicht zu kurz kommen. In Südamerika testet Facebook eine eigene Dating-App, außerdem wird der Facebook Klient um eine Funktion zum Finden neuer Freunde und “Secret Crushes” erweitert. Wer insgeheim Gefühle für einen seiner oder ihrer Facebookfreunde entwickelt hat, kann diese Person als “Secret Crush” markieren. Sollte die andere Person ähnlich empfinden und einen selbst als “Secret Crush” markiert haben, sendet Facebook den Liebenden eine kurze Nachricht.

Fidji Simo, Head of the Facebook App, spricht über das neue Design der Facebook App.

Instagram

Bei Instagram dagegen soll es zukünftig etwas weniger Unterschied zwischen Drinnen und Draußen geben. Weil vielfach gelikete Posts von etablierten Usern mit vielen Followern bekannterweise höhere Reichweiten erzielen, werden sie oft ernster genommen als Content gleicher Qualität mit geringerer Reichweite. Das macht es für Newcomer manchmal schwer, auf Instagram Fuß zu fassen.

Neue Funktionen, die zur Zeit in Kanada getestet werden, erlauben es, Likes zu verbergen, außerdem wird in der Testversion der Follower Count weitaus weniger prominent angezeigt. Dadurch soll der Fokus von Content Präsentation mehr auf den Inhalt gelegt werden und weniger auf pure Viralität. Wer noch nicht so viele Follower hat, kann ab jetzt mit guten Content stärker punkten.

Das im vergangenen Jahr eingeführte Instagram Shopping erlaubt Influencern jetzt zusätzlich, Produkte direkt in ihren Posts zu verlinken. Wer zuschlagen will, muss dafür nicht mehr “nach draußen”: Der Kaufprozess lässt sich dann bald komplett in der Instagram App abwickeln, zurzeit führt Instagram eine Testphase mit ausgewählten Influencern durch.

WhatsApp & Messenger

Für WhatsApp sind Neuerungen geplant, die sich verstärkt an der Nutzung des Messenger Services im öffentlichen Raum orientieren.

Weil WhatsApp so einfach und nutzerfreundlich ist, wickeln inzwischen auch Unternehmen ihre Dienstleistungskommunikation vermehrt über den digitalen Nachrichtendienst ab. Die Facebook Gruppe macht einen Schritt auf die Gewerbetreibenden zu und will es ermöglichen, WhatsApp Accounts durch Businessprofile zu ergänzen.

Was weitere Zukunftsvisionen angeht, hat man den Blick nach Asien gerichtet. In China und Indien machen digitale Zahlungsfunktionen sozialer Netzwerke wie WeChat der traditionellen Bargeldzahlung ernsthafte Konkurrenz. So etwas könnte sich die Facebook Gruppe durchaus auch für WhatsApp vorstellen.

Der Facebook Messenger schließlich soll so etwas wie das neue Wohnzimmer der digitalen Kommunikation werden. Und das geht so: In der Messenger App wird es einen Tab geben, der plattformübergreifend Content von engen Freunden und Bekannten anzeigt. Auf diese Art und Weise kann man sich in einer einzigen App über die neuesten Aktivitäten seiner liebsten Menschen auf Facebook und Instagram gleichzeitig informieren.

Was bedeuten die Veränderungen für Nutzer von Social Listening Anwendungen

Insgesamt knüpfen die Ankündigungen der diesjährigen F8 Konferenz an den aktuellen Trend hin zu mehr Privatsphäre und Datenschutz an. Skandale wie die illegale Beschaffung von Daten zur Bestimmung von Wählerverhalten während der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl 2016 durch das Datenanalyse Unternehmen Cambridge Analytica haben dazu geführt, dass User sozialer Medien vorsichtiger geworden sind, was die Veröffentlichung privater Daten angeht. Auch die vormals eher liberalen Internetgesetze haben sich geändert: Seit 2018 wird die Verarbeitung personenbezogener Daten von privaten Unternehmen in der EU durch die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geregelt, und so wurden viele große Veränderungen bereits im letzten Jahr umgesetzt. Facebook räumte in diesem Zuge bei den externen Entwicklern auf, und schränkte den Zugriff auf die offiziellen Schnittstellen, die unterschiedliche Daten aus dem Sozialen Netzwerk bereitstellt, stark ein.

Facebook geht nun konsequent den nächsten Schritt. Denn indem private Räume geschaffen werden, werden gleichzeitig die Öffentlichen eingeschränkt. Für das Social Listening und verwandte Anwendungsfälle, die auf der Verarbeitung von Nutzerdaten basieren, hat das unterschiedliche Folgen. Zum Einen wird der Trend der letzten Jahre fortgeführt, die Menge an Daten, auf die frei zugegriffen werden kann, wird sich weiter verringern.

Auf den ersten Blick stellt es Kommunikationsabteilungen vor neue Herausforderungen, doch auf lange Sicht sollten sich Nutzer von Monitoring und Listening Tools über die konsequente Entwicklungen seitens Facebook freuen. Denn sinkt das Vertrauen der User in die Sozialen Netzwerke immer weiter, so veröffentlichen sie weniger neuen Content.